Nachhaltige Produktion - aber wie?

by Jessica Kalbermatter |

Nachhaltigkeit muss mittlerweile wohl so ziemlich das grösste Buzzword überhaupt sein. Jedes Unternehmen ist motiviert, sich möglichst grün und umweltfreundlich zu präsentieren, oft mit recht perfiden Methoden. Aber wie produziert mensch in der heutigen Zeit wirklich nachhaltig? Die Antwort ist - wie so oft - nicht ganz einfach, denn mit der Produktion alleine ist es nicht getan. Im Gegenteil: die Produktion ist nur ein Puzzleteil in dem grossen Ganzen. 

 

Die Materialien

Eines vorweg: auch unsere Produktion ist nicht zu 100% nachhaltig oder perfekt umweltverträglich. Alleine beim Materialsourcing kommt schon ein gewisser CO2-Abdruck mit - die meisten Materialien kommen nämlich aus unterschiedlichen Ländern. Wo wir aber ansetzen können, ist die Auswahl des Produktionslandes. So achten wir z.B. sehr darauf, dass unsere Materialien möglichst nah zur Schweiz produziert & versendet werden. Der Tencel kommt aus Portugal, die Spitze aus Norditalien, die Ringe, Sliders und Verschlüsse für die Bralettes kommen aus Frankreich und unsere Pins lassen wir in Deutschland fertigen. 

 

Die Nähereien

Der für uns wichtigste Punkt in der ganzen Produktionskette sind immer die Menschen, die die Materialien und auch die Lingerie produzieren. Eine faire und zeitgemässe Entlöhnung mit regulierten Arbeitsstunden ist ein absolutes Muss in einem Produktionsbetrieb, um wirklich fair produzieren zu können.

Dazu aber noch eine wichtige Anmerkung: faire Produktion ist ein Begriff, der in erster Linie dann verwendet wird, wenn in Ländern produziert wird, in denen es oftmals kein oder ein zu wenig ausreichendes Arbeitsgesetz gibt. Darum werben wir auch nicht mit dem Begriff, da die Regulatorien in der Schweiz dazu sehr genau sind und somit nicht unfair sein kann. 

Wir arbeiten also ausschliesslich mit Nähbetrieben in der Schweiz zusammen und produzieren demnach lokal. Natürlich kann auch in Europa oder sogar in Nahost fair produziert werden. Uns sind hier einfach auch die kurzen Wege wichtig, um möglichst viel CO2 einsparen zu können. Wir versuchen, Nachhaltigkeit hier auch mitzudenken, auch wenn es die Produktion gesamthaft natürlich um einiges teurer macht. 

Foto zeigt zwei Mitarbeiterinnen von Lu-Couture, einer kleinen Näherei in Luzern. Sie stehen nebeneinander am Schneidetisch und diskutieren über das Material, das auf dem Tisch liegt.

Das Lager

Ein grosses Thema für alle produktbasierten Unternehmen. Ein grosses Lager braucht viel Raum und Ressourcen, die Kundschaft ist es sich jedoch gewöhnt, bestellte Artikel innert weniger Tagen in den Händen zu halten. Ein Balanceakt, der nicht einfach zu bewältigen ist und gute Planung erfordert. Neben der Grösse des Lagers gibt es auch dort wieder kleinere und grössere Entscheidungen, in die Nachhaltigkeit mit einbezogen werden kann. Eine kleine Anekdote dazu:

In den Anfangstagen von thoose hatten wir alle unsere Produkte in hübschen schwarzen Kartonschachteln gelagert. Das sah zwar zu Beginn sehr schön aus, war aber letztlich keine wirklich nachhaltige Entscheidung, weil Lagerkisten immer wieder von A nach B transportiert, hin und hergeschichtet und geschoben werden... Und bereits nach wenigen Monaten waren die Gebrauchsspuren schon sehr fest sichtbar. Um nicht alle 6 Monate neue Kisten anschaffen zu müssen, entschieden wir uns dann für Plastikboxen, in die wir Inlays aus Plastik packen können. Das klingt auf den ersten Moment total nicht vereinbar mit Nachhaltigkeit, aber diese Boxen begleiten uns nun schon seit 2.5 Jahren und sie sehen immer noch aus wie an Tag 1. Ressourcentechnisch haben wir also schon eingespart. Auch uns ist Plastik ein Dorn im Auge, aber manchmal kommt mensch um das Material einfach nicht herum und in diesem Beispiel ist es am Ende eine Abwägungsfrage, was ressourcenschonender ist.

 

Die Bestellabwicklung

Die Materialschlacht hört beim Lager nicht auf. Denn auch wenn wir unseren Verkaufsfokus auf Online richten, gibt es doch auch wieder richtig viel Material, das dafür angeschafft werden muss. Kartonschachteln in unterschiedlichen Grössen, Hangtags, Sticker, Flyer, Büttenpapier... Die Auswahl ist gross und so ist auch der Bedarf. Wir versuchen, wann immer möglich, Kartonschachteln zu recyclen, damit sie kein Einwegprodukt sind. Aber das macht natürlich nur einen kleinen Teil in dem grossen Ganzen aus. Dazu kommen noch Transportemissionen durch die Post, doppelt so viel bei Retouren. Und das sind nur Lingeriesachen, die wir verkaufen. Der Einkauf von Rohmaterialien, Lagermaterial und weiteren kleineren Anschaffungen ist da noch nicht mal mitgerechnet.

 Foto zeigt unser Teammitglied Kira an der Overlock Nähmaschine. Die Perspektive des Bildes ist von hinten, es sieht aus, als würden wir ihr über die Schulter sehen. Zartes Abendlicht fällt von der Seite auf die Nähmaschine.

Worauf ich hinaus will: keine Produktion ist je zu 100% perfekt und nachhaltig. Der nachhaltigste Konsum ist immer kein Konsum. Da wir aber halt auch in diesem Kapitalismus System drin stecken, sind wir natürlich darauf angewiesen, dass es Menschen gibt, die unsere Lingerie kaufen wollen.

Letzten Endes gehen wir tagtäglich Kompromisse ein. Was wir für unser Konsumverhalten aber in der Hand haben, ist die Entscheidung, WAS wir kaufen. Und das gilt im Umkehrschluss auch immer für die grossen wie auch kleinen Unternehmen. Es gibt eine riesige Menge an Entscheidungen, wo wir nachhaltiger agieren können. Wir als kleines Label sind uns dieser Verantwortung seit Tag 1 bewusst und versuchen darum auch immer, die nachhaltigste Entscheidung zu treffen. Wir sagen immer "Ohne euch, kein Wir" und das stimmt auch. Im grösseren Kontext heisst das aber auch "Ohne Erde, kein Wir".  Darum wünschen wir uns, dass wir mit unserem Tun inspirierend auf andere wirken. Ob das nun ganz neue Start-ups sind, grosse Firmen oder auch unsere Kundschaft. Die Klimakatastrophe werden wir nicht alleine reissen können, das muss ein kollektiver Effort sein.

Wir benutzen 🍪 Cookies für eine bessere Shopping Experience!